Heeger, Viktor Emanuel

*
28.04.1858, Zuckmantel
† 5.08.1935, Troppau
Schriftsteller. Dichter.
Viktor Heeger war ein Hauptvertreter der gebirgsschlesischen Mundartdichtung
und Heimatbewegung im Troppauer Land. Seine
Lebensgeschichte ist die unserer Vorfahren und getrübt von
Krieg, Verfolgung und Krankheit.
Als Viktor 6 Jahre alt war, starb bereits sein Vater, der Forstgeometer
bei der Erzdiözese Breslau war. In der Not zog die
Mutter mit ihren drei Kindern nach Troppau, um dort in der
Schulstadt durch Vergabe von
Kost und Logie ihren Unterhalt
zu erwirtschaften. 1866 brach
der Krieg zwischen Preußen und
Österreich aus, die Preußen besetzten Troppau und
schlossen die Schulen. Frau Heeger verlor ihren
Broterwerb, geriet in höchste Not und starb 1870, Viktor
war 12 Jahre jung. Ein Freund der Familie sorgte für die
Ausbildung des heranwachsenden zum Lehrer. 1876 war
er dann Unterlehrer in Groß-Herrlitz bei Troppau,
danach in Freudenthal. Dort wurde er später Lehrer und
nach weiterer Ausbildung Fachlehrer der Bürgerschule.
In Freudenthal war Viktor Heeger als fröhlicher
Gesellschafter und beliebter Erzähler sehr anerkannt.
Der Heimatkreis Freudenthal hat ihn dann auch zum
"Hundertsten" vor 50 Jahren in Memmingen mit der
Aufstellung eines Gedenksteines geehrt (Bild rechts).
Eine Kehlkopferkrankung zwang Viktor Heeger seinen Beruf aufzugeben,
was zu einem wechselvollen Leben führte. Zunächst
gründete er in Brünn eine Jagdzeitung, das Mährisch-Schlesische
Jagdblatt, für das er selbst wertvolle Beiträge lieferte. Nach
seiner Genesung war er dann Deutschnationaler Abgeordneter im
Wiener Parlament, ab 1900 Wanderlehrer des Deutschen
Nordmährerbundes, 1909 wirkte er im Besiedlungswerk
"Nordmark" in Troppau.
Er engagierte sich stets für die Deutschen in Nordmähren, was
ihn nach dem Umsturz 1918 den Arbeitsplatz und damit seine
Existenz kostete. Als dann auch noch seine zweite Frau starb, zog
er sich 1921 ins verkehrsferne Koppenhaus am Gräfenberg weit
über Freiwaldau zurück. Dort fand er Selbstvertrauen und Frohsinn
zurück und schrieb zwölf Jahre für die Deutsche Post in
Troppau wöchentlich seine „Koppenbriefe", die gern gelesen
und stets ungeduldig erwartet wurden.
Seine schriftstellerische Tätigkeit umfasste Theaterstücke wie
„Die Wunderkur“, „Der Pfeiflaschuster“ und auch das Bauerndrama
„Hans Kudlich“.
Besonders beliebt waren die Geschichten vom alten „Haimann“,

die in jeder Familie immer wieder gerne gelesen wurden
und seinen Ruhm begründeten; aber auch Geschichten
und Gedichte, von denen viele im Büchlein "Köpernikel und
Arnika" zusammengefasst sind. Sie machten ihn zum großen
Schriftsteller unserer Heimat. Sein herrliches Volkslied „Mei
griene Schles“ war herzergreifend.
Zum Schluss: Wer unserer Mundart noch mächtig ist,
"fir dan ess a grouse Freid,
ei an
sechen Bichle zu lesen". Die "Geschichten vom alten Haiman" und "Köpernikel und
Arnika" werden immer wieder von Internet-Buchhandlungen angeboten.

Das Grab Viktor Heegers in Troppau,
hier ruht er an der Seite seiner Gattin Emma
MEI GRÜNE SCHLES
Von Viktor Heeger
Ols enser Herrgott hot amol,dan grünen Wald daschoffen
Do hot a meiner Seele wohl eis schworze nei getroffen,
Denn ensre A’de, dos wes Got hot schieners nie zu weisen,
und wa’n Wald ols Heimat hot da sol sich glecklich preisen.
Mei grüne Schles’,die hält ols Braut dan grünen Wald emschlonga,
da Herrgott hot dos Poor getraut und die Engerln hons besonga
Und läh ich mich zur letzten Ruh, amol noch dan Gefrätte,
dann beste deutsches Landla du, mei letztes grünes Bette.
Und wenn da Herrgott sprecht he ‚ du
Megst nuff ein Himmel fliegen ? do sä ich lost mich doch ei Ruh
Ols arma Sender liegen.
Denn’s kon bei eich ein Himmelreich
Da Wald nie schiener rauschen,
warum soll ich fürs Himmelreich
mei grüne Schles’ vertauschen.
Von Johann
Lichtblau
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“Mit prüfendem Auge genoss ich die Fremde. Mit
ganzer Seele die Heimat”
Zum 150. Geburtstag unseres Heimatschriftstellers und schlesischen
Mundartdichters
Viktor Emanuel Heeger
In
Zuckmantel geboren, in der Landeshauptstadt Troppau zum Schulmann
erzogen, als solcher tätig in Gross-Herlitz, Freudenthal, sowie auch als
Wanderlehrer in der Monarchie unterwegs. Es war ein Vorkämpfer des
völkischen Gedankens und für die deutsche Schutzarbeit eifrig tätig.
Über kurze Zeit war er auch Reichsratabgeordneter in Wien. Sein bewegter
Lebenslauf war durch herbe Familien-Schicksale getrübt. 1921 zog er sich
auf das Koppenhaus am Gräfenberg zurück. Hier fand er wieder
Selbstvertrauen und seinen Frohsinn zurück. Dort schrieb er zwölf Jahre
für die Deutsche Post in Troppau
wöchentlich seine „Koppenbriefe“. Seine schriftstellerische Tätigkeit
umfasste Theaterstücke wie die „Die Wunderkur“, „Der Pfeiflaschuster“ und
auch das ergreifende Bauerndrama „Hans Kudlich“.
Unter dem
Volk besonders beliebt waren die Geschichten vom alten „Haimann“, die in
jeder Familie immer wieder gerne gelesen wurden und seinen Ruhm
begründeten. Sie machten ihn zum grossen Schriftsteller unserer Heimat.
Sein herrliches Volkslied „Mei griene Schles“ war herzergreifend. Im
Jahre 1934 machte ihm das Wetter am Koppenhaus arg zu schaffen. So zog
er ins Haus seines verstorbenen Freundes dem Vizebürgermeister Dr.
Hermann Krommer, in der Laudongasse.
Am 28. Juni 1936 wurde am Geburtshaus in Zuckmantel, die von Bildhauer
Oboeth, aus schlesischem Marmor gearbeitete Gedenktafel


enthüllt.
Bürgermeister und Erzpriester Vinzenz Brauner konnte zahlreiche Gäste
begrüssen, unter anderem auch die Künstler Erich Hürden und Erwin Ott, Dr.
Wenzelides und Josef Obeth.
Der
Männergesangsverein unter Chorleiter und Fachlehrer Franz Schubert
eröffnete die Feierstunde mit dem Vorspiel „Mein Schlesierland“.
Nachmittags wurde der grosse Festumzug abgehalten. Anschliessend
versammelten sich viele Teilnehmer in der festlich geschmückten
Hoffmannshalle zu der auch ein Garten gehört und im gegenüberliegenden
Hotel Tietze. Gleichzeitig wurde in der Bürgerschule die „Viktor Heeger
Ausstellung“, mit vielen Erinnerungsstücken an den Dichter, eröffnet.
Nur drei Monate später, am 30.09.1936, wurde am Jägerndorfer Burgberg
eine zweite Gedenkstätte durch Bischof Schinzel eingeweiht. Dieses Ehrenmal, das
auch an den Tondichter E.S. Engelsberg sowie an den Schriftsteller B.H.
Wittek erinnerte, wurde von Josef Obeth geschaffen. Die Bildnisköpfe der
drei Künstler stellten eine Bereicherung in unserer alten Heimat dar.
Leider
wurde das Denkmal in Zuckmantel gleich 1945 vom tschechischen Mob
zerschlagen. Das Denkmal in Jägerndorf ist nach 60 Jahren immer noch
vorhanden und soll wieder renoviert werden. Es ist kein Zufall, dass der
Tondichter Engelsberg am 23.01. seinen 180. Geburtstag und B.H. Wittek
am 15.02. seinen 110. Geburtstag gehabt hätten.
Viktor Heeger verbrachte 1934 noch einige Wochen zur Kur in Bad
Hofgastein und erhoffte sich eine Besserung seines Herzleidens. Im
Sommer 1935 verbrachte er einige Tage in der Sommerfrische auf dem
Gutshof seines Freundes Matzner in Friedersdorf. Am 23.07. brachten ihn
seine drei Kinder nach Troppau ins Sanatorium zu Dr. Fritz Perndl. Er
kämpfte nicht mit dem Tode, er wünschte ihn ja herbei.
Doch volle
15 Tage musste er auf die Erlösung warten. Am 05. August 1935 hatte das
arme Herz aufgehört zu schlagen.
1958 setzten ihm seine Landsleute in der Patenstadt der Freudenthaler in
Memmingen, einen Gedenkstein.
H. W.
Titze

Viktor Heeger Gedenktafel am Geburtshaus in
Zuckmantel. |
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Bürgermeister Geistl. Rat Vinzenz Brauner
spricht zu den Ehrengästen |
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